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Korrespondenz

NEUES ZUR PNEUMOKOKKEN-IMPFUNG?

Auf dem Bremer Impftag stellte ein Kollege zur Pneumokokken-Impfung den Lancet-Aufsatz von CHRISTENSON1 vor - unter anderem hätte auch ÖRTQVIST das Ergebnis mitgetragen und damit seine frühere Aussage widerrufen, die das a-t in der Ausgabe 3, 1998, 34 zitierte. Seinerzeit hatte er in einer randomisierten Studie Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff (PNEUMOVAX u.a.) gegen NaCl-Injektionen untersucht und keine Unterschiede bezüglich Pneumonie und Sterblichkeit festgestellt. In der jetzt im Lancet erschienenen Untersuchung findet sich ein deutlicher Vorteil der Impfung bezüglich Pneumonien und Letalität...

G. EGIDI (Arzt f. Allgemeinmedizin)
D-28259 Bremen

1 CHRISTENSON, B. et al.: Lancet 2001; 357: 1008-11

Aus bisherigen randomisierten kontrollierten Studien lässt sich kein Nutzen der Pneumokokken-Impfung (PNEUMOVAX u.a.) für ältere Menschen ableiten (a-t 1998; Nr. 11: 103-4). Die im März 2001 veröffentlichte schwedische Kohortenstudie kann keine Neubewertung des Impfstoffs begründen (CHRISTENSON, B. et al.: Lancet 2001; 357: 1008-11). Es handelt sich nicht um eine randomisierte Studie, sondern um eine epidemiologische Untersuchung, in der prospektiv Krankenhausaufnahmen und Tod wegen Influenza und Pneumonie nach einer groß angelegten Impfkampagne in und um Stockholm erfasst werden. Allen Einwohnern über 65 Jahre ist im Rahmen dieser Kampagne eine Impfung gegen Virusgrippe (INFLUVAC u.a.) und Pneumokokken angeboten worden. Von den rund 100.000 Impflingen haben 76% beide Impfungen, 23% nur die "Grippe"-Impfung, aber weniger als 1% nur die Pneumokokken-Impfung erhalten. Stationäre Behandlungen wegen Virusgrippe, Lungenentzündung, Pneumokokken- Pneumonie und invasiver Pneumokokken-Erkrankung sind in der geimpften Gruppe in den folgenden acht Monaten etwa 30% bis 50% seltener. Auch die Mortalität sinkt um 57%. Wegen fehlender Randomisierung ist jedoch nicht gewährleistet, dass die verglichenen Gruppen tatsächlich vergleichbar sind. Hinreichende Basisdaten werden nicht mitgeteilt. Ein potenzieller Effekt der Pneumokokken-Impfung allein ließe sich bei einem Anteil von weniger als 1% der Impfungen ohnehin nicht erkennen, -Red.

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