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Korrespondenz

THROMBOSEPROPHYLAXE VOR FLUGREISEN?

Auf Grund der in letzter Zeit in der Presse hochgespielten Todesfälle bei Langstreckenflugreisen stellt sich erneut die Frage nach der entsprechenden Thromboseprophylaxe bei nicht vorbelasteten Patienten. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, kein Alkohol, Bewegung während des Fluges und möglichst das Tragen von Kompressionsstrümpfen der Klasse 1 ist bekannt. Einige Kollegen sind jedoch der Meinung, Azetylsalizylsäure sei auch in einer Dosierung von 500 mg alle zwölf Stunden keineswegs ausreichend oder sinnvoll. Nur niedermolekulares Heparin biete eine ausreichende Prophylaxe...

Dr. med. J. KLINKEN (Facharzt für Dermatologie)
D-40723 Hilden

Auf Grund fehlender Interventionsstudien lassen sich keine hinreichend gesicherten Empfehlungen zur Prophylaxe geben. Bei längeren Flugreisen (mehr als vier Stunden) sind die in der Anfrage erwähnten Maßnahmen einschließlich angepasster Kompressionsstrümpfe zu erwägen, wenn Herzinsuffizienz, Adipositas oder Schwangerschaft vorliegen oder östrogenhaltige Präparate eingenommen werden, insbesondere, wenn mehrere der Faktoren zusammenkommen. Ein relevantes Thromboserisiko dürfte vor allem bei Flugreisen über lange Strecken (mehr als sechs bis acht Stunden) bestehen, wenn in der Anamnese thromboembolische Ereignisse oder hereditäre Thrombophilie bekannt sind, eine der unteren Extremitäten durch Gips fixiert ist oder eine fortgeschrittene Krebs-, Lungen- oder Herzerkrankung vorliegt. Dann kann die Injektion von unfraktioniertem Heparin (LIQUEMIN u.a.) in einer Dosierung von 2 x 5.000 E oder 2 x 7.500 E über zwei bis vier Tage, beginnend am Tag des Fluges, erwogen werden. Alternativ kommen niedrig dosierte fraktionierte Heparine in Betracht, beispielsweise 20 mg Enoxaparin (CLEXANE) oder Reviparin (CLIVARIN 1.750). Allerdings sind diese nur zur perioperativen Prophylaxe zugelassen.1,2 Bei gesunden Passagieren bleibt die Nutzen-Risiko-Abwägung wegen der Gefahr einer Sensibilisierung gegen Heparin mit nachfolgender Entwicklung einer lebensbedrohlichen Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) Typ II (a-t 1997; Nr. 9: 90) negativ.

Nach einer großen Metaanalyse und der PEP-Studie* (a-t 1994; Nr. 2: 18, 2000; 31: 41-2) könnten auch (100-) 250-300 mg/Tag Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.) eine praktikable und preisgünstige Alternative darstellen. Welches medikamentöse Verfahren zu bevorzugen ist, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Für die grundsätzliche Indikationsstellung ist die möglichst genaue Abschätzung des individuellen Thromboembolie-Risikos von entscheidender Bedeutung, -Red.


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PEP-Studie: Pulmonary Embolism Prevention Trial

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